„Erst viele Atempausen machen
das Schnarchen zum Problem“
Bei der Polysomnographie wird das Schlafverhalten genau überprüft, um zu erfahren, was für den
gestörten Schlaf verantwortlich ist. Fotos: Klinikum Christophsbad
Dr. Robert Bundt Bundt leitet das Schlaflabor im Göppinger Klinikum Christophsbad.
Jeder weiß aus Erfahrung, wie wichtig eine gesunde und erholsame Nachtruhe ist. Wenn der Schlaf dauerhaft zum Problem wird, brauchen die Betroffenen Hilfe. Manuela Brandenburger sprach mit Oberarzt Dr. Robert Bundt vom Klinikum Christophsbad in Göppingen über Schlafstörungen und deren Behandlung.
Herr Dr. Bundt, Sie sind Neurologe und Psychiater, sowie Leiter des Schalflabors im Göppinger Christophsbad, das es seit 2003 gibt. Mit welchen Beschwerden oder Krankheitsbildern kommen Patienten am häufigsten zu Ihnen?
Dr. Robert Bundt: Am häufigsten ist das obstruktive Schlafapnoesyndrom, also eine schlafbezogene Atemstörung, bei der es zu langen und/oder vielen Atempausen während des Schlafs kommt. Das ist der Fall, weil die Atemwege sich im Schlaf verengen. In der Folge wachen die Patienten zum Beispiel nachts vermehrt auf, müssen öfter auf die Toilette, sind tagsüber unausgeruht oder haben in der Nacht sogar Weckreaktionen mit Atemnot.
Das klingt nach einem hohen Leidensdruck …
Dr. Bundt: Manche Patienten leiden sehr unter der Schlafapnoe, andere haben zwar kaum Symptome, müssen aber trotzdem dringend behandelt werden. Eine nicht behandelte Schlafapnoe kann zu Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck führen und die Lebenserwartung verkürzt sich. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen ist um ein Mehrfaches erhöht und auch psychische Probleme wie Depressionen können die Folge sein. Männer sind davon übrigens öfter betroffen als Frauen. Zudem nimmt die Wahrscheinlichkeit zu erkranken mit dem Alter immer weiter zu.
Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe sind häufig Schnarcher. Ab wann ist Schnarchen mehr als nur lästig?
Dr. Bundt: Schnarchen an sich ist harmlos und wird erst zum Problem, wenn mehr als fünf Atempausen in der Stunde mit mindestens zehn Sekunden Dauer dazukommen.
Das ist ja beruhigend! Wenn aber doch eine Schlafstörung im Raum steht, welche Schritte werden dann unternommen?
Dr. Bundt: In der Regel geht die Behandlung über den Hausarzt, der andere zugrundeliegende Erkrankungen wie zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion für die Symptomatik ausschließt. Ist das passiert, wird beim Facharzt - meistens bei einem HNO-Arzt - ein Schlafapnoescreening, die sogenannte Polygraphie gemacht. Der Patient schläft dabei wie gewohnt zuhause und ist mit einem kleinen Gerät ausgestattet, das Sauerstoffsättigung, Atemanstrengung der Brust und Bauchmuskulatur sowie den Atemfluss mit Schnarchereignissen dokumentiert. Wird dabei eine krankhafte Entwicklung festgestellt, kann eine weitere Diagnostik im Schlaflabor nötig sein.
Was passiert bei Ihnen im Schlaflabor?
Dr. Bundt: Die Patienten kommen zwei Nächte zu uns, um eine Polysomnographie durchzuführen, eine Untersuchung, bei der mit verschiedenen Apparaturen viele biologische Parameter gemessen werden. Dazu gehört ein Schlaf-EEG, ein EKG, die Aufzeichnung des Atemflusses, der Atmungsanstrengung, Sauerstoffsättigung, Körperlage, Muskelspannung von Auge, Mund- Kinnpartie und Schienbeinen sowie ein Video.
Und was sagen die Werte dann aus?
Dr. Bundt: Mit diesen Werten können wir ein aussagekräftiges Schlafprofil erstellen, verschiedene Schlafstörungen diagnostizieren und eine entsprechende Therapie einleiten. Neben dem Schlafapnoesyndrom gibt es nämlich natürlich noch weitere Schlafstörungen, die mit internistischen, neurologischen oder psychischen Erkrankungen einhergehen.
Wie läuft eine Therapie beim obstruktive Schlafapnoesyndrom ab?
Dr. Bundt: Das hängt vom Schweregrad und den Gegebenheiten ab. Ganz allgemein kann man sagen, dass die Therapie mit Atemmaske, die so genannte CPAP-Therapie, besonders wirkungsvoll ist. Es gibt aber auch Unterkieferprotrusionsschienen, die den Unterkiefer im Schlaf leicht nach vorne schieben und so die Atemwege offenhalten oder spezielle Schlafwesten. Letztere können Patienten helfen sich die Rückenlage abzutrainieren, wenn sie nur auf dem Rücken schnarchen. Je nach Befund kommen die Patienten nochmal zwei Nächte zu uns, um die Therapie anzupassen.
Kann man vorbeugend etwas tun, um erst gar kein Schlafapnoesyndrom zu bekommen oder eine leichte Schlafapnoe selbst in den Griff zu bekommen?
Dr. Bundt: Ja, das kann man! Gewichtsreduktion, ausreichend Bewegung über den Tag und der Verzicht auf Alkohol und Rauchen können seher viel bewirken. Generell sollte man auf eine gute Schlafhygiene achten, zu der zum Beispiel regelmäßige Schlafenszeiten, eine gute Matratze und natürlich eine ruhige Schlafumgebung gehören.