Ein Mann für alle Fälle


Johnny Nussgräber (vorne) spielt seine Tuba aus dem Eff-Eff. Foto: Ulrike Luthmer Lechner

 

Von Ulrike Luthmer-Lechner

Johnny Nussgräber ist Blasmusiker aus Leidenschaft und ein musikalischer Tausendsassa. Seit seiner Kindheit fasziniert es ihn, Musik zu machen und noch heute spielt der 67-Jährige bei den Musikvereinen in Kuchen und Böhmenkirch.

„Wir Musikanten“ war viele Jahre der Lieblingstitel von Johnny Nussgräber. Die Polka sein Lied, die  Tuba sein Instrument. Die spielt er aus dem Eff-Eff. „Ich bin ein Blasmusiker und liebe die Blasmusik, bevorzugt die Egerländer, dafür lasse ich alles stehen“, bekennt  Johnny Nussgräbermit seinem sympathischen bayrischen Akzent. Die Tuba ist nicht nur das tiefste Blechblasinstrument im Orchester, sondern schafft die Synergie aus Rhythmus- und eigenständigem Melodieinstrument. 

Johnny Nussgräber hat viel erlebt, aber nie den Spaß am Musizieren verloren. Musik ist sein Jungbrunnen.  Aus dem ehemaligen Jugoslawien stammend, folgte 1958 die Ausreise. „Mein Vater hatte diese noch beantragt, starb aber,  als ich ein Jahr alt war“. Die Großfamilie, mit Großeltern undseiner Mutter, kam über Bad Reichenhall, Ulm und Holzheim nach Geislingen. „Dort lebten wir im so genannten Katzenloch“. Es sollte Jahre dauern, bis Johnny aus dieser damals eher trostlosen Gegend in eine bessere Umgebung wechseln konnte. „Bei Opa habe ich 1965 Akkordeon gelernt“. Fingerfertig eignete sich Johnny  zeitgleich das Trompetenspiel an und setzte mit dem Tenorhorn noch eins drauf. Weil er ehrgeizig war, konnte er bald  in der Stadtkapelle Geislingen  sein Debüt geben. „Dort war ich aktiv, bis ich meine Frau Heidrun kennenlernte. Wir 1977 heirateten und ihr Vater brachte mich zum Musikverein  Kuchen brachte“. 

Franz Wieland, sein Schwiegervater, war seinerzeit Vorsitzender bei den Kuchener Musikern. Seine musikalische Aktivität musste Johnny wegen der Einberufung zur  Bundeswehr einstellen. „Eigentlich wollte ich  zum Heeres-Musikkorps, wurde aber zu den Feldjägern eingeplant“.  Nach  einer beruflichen Station bei der Stadt Geislingen verpflichtete er sich für vier Jahre zur Bundeswehr.  Indes, die Blasmusik hatte tief in seinem Herzen längst ihren festen Platz gefunden. 

Nach der Geburt seiner zwei Kinder sprach Ehefrau  Heidrun ein Machtwort: Schluss mit der Bundeswehr. Nach einigen Fach-Lehrgängen startete er musikalisch beim Musikverein Kuchen durch. Am Taktstock des großen Orchesters (1986 bis 2001), zuvor als Jugenddirigent, als Vereinsvorsitzender (2005 bis 2015) und als Jugendleiter und Dirigent der Jugendkapelle (1990bis 1991).

Johnny Nussgräber wurde nach 24 Jahren engagierter Dirigententätigkeit 2001 beim großen Orchester in Kuchen verabschiedet. In seiner Zeit als Vereinsvorsitzender führte er die Kapelle in die  Oberstufe. Mit seinen Instrumentalisten konnte er viele Erfolge feiern.„Mein schönstes Erlebnis war das Wertungsspiel in Weilheim/ Oberbayern“. Unter seiner Leitung erspielte sich das Orchester den ersten Rang mit Auszeichnung.  

Auch beruflich wagte er einen Neustart: Er büffelte fleißig Buchführung und stieg als kaufmännischer  Angestellter  in der Fliesenleger-Firma seines Schwiegervaters ein. „Ich war der Mann für alle Fälle“,  lacht Johnny Nussgräber. Er habe das Lager in Ordnung gebracht, auf Baustellen nach dem Rechten gesehen, war Fliesenleger auf dem Bau und hat Grabsteine gesetzt. Nichts war ihm zu schwer oder zu kompliziert. Den gesundheitlichen Tribut für sein  Engagement  musste er 2016 zahlen. Massive  Rückenprobleme bedeuteten das berufliche Aus. 

Längst lebt das Urgestein des Musikvereins Kuchen nur noch für seine Familie und - na klar, für die Blasmusik. Die Tuba, aus der  Familie der Bügelhörner,  wurde 2005 sein Lieblingsinstrument und ist es bis heute. Mittlerweile bildet Johnny Nussgräber,  der jetzt Ehrenvorsitzender ist, Nachwuchsmusiker aus und der Kreis schließt sich:  Seine Schwägerin, Elke Planinsek-Wieland ist aktuell Vorsitzende im Musikverein. 

Jedoch, wenn der Musikverein Kuchen bei Umzügen aufspielt , ist er mit seiner Tuba nicht dabei. Warum? Er kann den rund zehn Kilogramm schweren Koloss  wegen seiner Rückenprobleme  nicht mehr über eine kilometerlange Umzugsstecke tragen. „Träume in die Zukunft“ von  Kurt Gäble ist übigens neuerding neuerdings Johnny Nussgräbers Lieblingspolka.