"Lesen hält geistig fit und gesprächig"


Buchhändlerin Angelika Dölker (links) aus Salach und Zoe Kübler: „Ältere Menschen  sind Leseratten“.
Fotos: Ulrike Luthmer-Lechner

 

Von Ulrike Luthmer-Lechner

„Lesen stärkt die Seele“ wusste schon Voltaire. Aber lesen ältere Menschen überhaupt noch? Buchhändlerin Angelika Dölker aus Salach weiß es genau: Ältere Leser erscheinen uns als glückliche Menschen, sie sind zugewandter, geistig fitter und insgesamt zufriedener“.

Lesen Menschen über 50 überhaupt noch? „Ja“, sagt Buchhändlerin Angelika Dölker aus Salach. Ihre Kundschaft wird seit Jahren immer größer und greift immer häufiger zum Buch. Die Älteren sind dabei richtige Leseratten.

Die ausgebildete Buchhändlerin erfüllte sich 1993 den Traum von  der Selbstständigkeit  und kann auf das 30jährige Bestehen ihrer mit viel Leidenschaft, Freude  und  Know-how geführten Buchhandlung anstoßen. Sie sammelte reichlich Erfahrung und weiß längst, was Bücherwürmer aller Altersklassen schätzen: Persönliche  Beratung, Bestellmöglichkeiten über den eigenen OnlineShop,  Autorenlesungen und die individuelle  Nähe zum Kunden. Kurzum: einen Rundum-Service. 
„Kleine inhabergeführte Buchhandlungen sind inzwischen eher die Ausnahme und können sich nur durch starkes Engagement und intensive Kundenbeziehung halten, wir haben rund 80 Prozent Stammkunden“, freut sich die gebürtige Ostfriesin.
Buchhandlungen in der näheren Umgebung mussten dicht machen, doch der bestens etablierte Buchladen Dölker bildet auf hundert Quadratmetern eine Konstante. Mittlerweile denkt sie an den Generationenwechsel und führt Zoe Kübler an die Feinheiten des Berufsbildes  heran. Der jungen Auszubildenden macht das Metier riesigen  Spaß und ein schöneres Lob kann sie ihrer Chefin nicht machen: „Ich lerne von der Besten“. 

Vielleser seien die 50 bis 80-Jährigen, es sei denn, sie haben sich der Handarbeit verschrieben. „Wer viel strickt und häkelt, liest kaum“, so Dölker. Was wird denn bevorzugt geschmökert? „Frauen lieben 
halbhistorische Romane, etwa Familiensagas die über mehrere Generationen gehen“. Auch in Tatsachenromane über Schicksale von Frauen vertiefen sich junggebliebene,  engagierte Leseratten gerne. 

Männer nehmen seltener Lesestoff zur Hand, aber wenn, sind sie meist geistig fit, humorvoll und gesprächig. „Ältere Herren haben eine Schwäche für spannende Regionalkrimis, die auch eine  humorvolle Komponente haben oder sie greifen zu knallharten Thrillern“. 

Auch die gereiften Frauen zeigen  ein Faible für Krimis, „allerdings sollte die Handlung eine sympathische Ermittlerin mit persönlicher Liebesgeschichte beinhalten“, so Dölker. 

Gedanklich wegträumen? Klar, denn gerne werden auch Romane mit Urlaubsflair gelesen, deren Handlung etwa am Bodensee spielt, an der französischen Küste 
oder im geheimnisvollen Orient. 

Ist das Hörbuch eine Alternative zum traditionell gebundenen Buch oder zur gefälligen Taschenausgabe:„Das klassische Hörbuch ist ein Auslaufmodell“, weiß die Fachfrau. Sie  gehen, so die Expertin, allenfalls über den Ladentisch, wenn körperliche Probleme  vorliegen, etwa eine Sehschwäche. Gerne werden sie auch für Krankenhauspatienten gekauft, die damit mehr Kurzweil in der Klinik haben. 

Kurz und knapp bringt es die engagierte Buchhändlerin auf den Punkt: „Hörbücher streamt man“.  
Anders bei einer DVD. „Ältere Leute holen sich gerne DVDs, um sich beispielsweise eine Fernsehserie
gemütlich zuhause anzusehen“. Das traditionelle Buch bleibt in der Beliebtheitsskala jedoch ganz oben. „Die Menschen wollen etwas in der Hand halten und später die Lektüre ins Regal stellen können“.