Rares oder Trödel?


Peter Fritsch erkennt Trödel und Rares schnell. Foto: Manuela Brandenburger

Von Manuela Brandenburger

Der Start in die Rente, der Umzug ins Pflegeheim oder einfach nur das Bedürfnis nach Veränderung bringt ältere Menschen dazu, sich von alten Dingen zu trennen. Ist der Kram noch etwas Wert oder nur Trödel? Experten können helfen.

„Oftmals werden jahrelange Wegbegleiter erst bei Haushaltsauflösungen oder Umzügen richtig unter die Lupe genommen und dann stellt sich den Besitzern oder Hinterbliebenen die Frage, ob sie Krimskrams oder ein wahres Schmuckstück vor sich haben“, erzählt Peter Fritsch, Inhaber der gleichnamigen Firma aus Göppingen. Er hat sich auf Haushaltauflösungen und Entrümplungen spezialisiert  und bringt in seinem eigenen Auktionshaus Begehrtes unter den Hammer. Fritsch  oder ein Branchenkollege werden gerufen, wenn zum Beispiel nach einem Todesfall der Haushalt aufgelöst werden muss. Nicht selten kommen die Hinterbliebenen dabei an ihre persönliche Belastungsgrenze und holen sich Hilfe bei den Profis. 

Bei einem ersten, unverbindlichen Besichtigungstermin wird geklärt, welche Dienste gewünscht sind. Sollen nur Wertgegenstände geschätzt oder alle entstehenden Räumungskosten inklusive der Entsorgung kalkuliert werden? Peter Fritsch macht deutlich: „Dieser Ersttermin muss immer kostenlos und unverbindlich sein, alles andere ist unseriös! Außerdem sollten sich die Kunden nicht unter Druck gesetzt fühlen, direkt eine Entscheidung treffen zu müssen.

Die Kosten richten sich nach Größe und Zustand der Wohnung. Verwertbare Gegenstände kauft Fritsch auf und rechnet sie mit den Räumungskosten gegen. Haushaltgeräte, gute Möbel, Besteck und Co. finden dann ihren Weg in einen seiner Trödelmärkte, Besonderes verkauft er am Stammsitz im Krettenhof zwischen Birenbach und Wäschenbeuren sowie in seinem Online-Shop. „Oft rechnen die Leute mit viel höheren Kosten und sind dann positiv überrascht“, erzählt der Fachmann aus der Praxis. 

Durch sein Auktionshaus, die Trödelmärkte in Faurndau und Leinzell und die jahrzehntelange Erfahrung weiß Fritsch sehr schnell, was die Besitztümer wert sind, welche Gegenstände gerade nachgefragt werden und was – manchmal auch wider Erwarten – wahrscheinlich keinen Abnehmer findet. Der Klassiker, das Porzellan mit Goldrand, erweist sich zum Beispiel als „nicht vermittelbar“, während sich die unbeachtete Esszimmerlampe aus den 60ern vielleicht als kultiges Designerstück entpuppt. „Deshalb ist es so wichtig, nicht schon vorher auszusortieren“, appelliert Fritsch und erklärt, dass selbst alte Fotoalben interessant sein könnten, wenn auf den Bildern zum Beispiel entsprechende Gegenstände wie Autos oder Gebäude abgebildet seien. Auch für Regionales fänden sich oft Liebhaber.
 „Alte Gegenstände unterliegen wie neue der Mode“, erzählt Fritsch. „Antikes wird gerade weniger gesucht, dafür liegen bestimmte Einrichtungsgegenstände aus den 60ern und 70ern im Trend“. So kommt es, dass die Retro-Klappstühle für den Garten momentan attraktiver sind als der kunstvolle Schrank aus dem 18. Jahrhundert, Gobelins oder Teppiche. „Aber auch deren Zeit wird wieder kommen“, ist sich der Experte sicher. 

Fritschs Kostbarkeiten reichen von Ausgrabungen von 500 nach Christus bis zu moderner Kunst, sodass sich seine Besucher im Krettenhof 1 ein bisschen wie auf Zeitreise fühlen. Überhaupt hat man das Empfinden in diesem Auktionshaus durch die Jahrhunderte zu wandeln und mit zahlreichen Leben in Kontakt zu treten. Diese besondere Atmosphäre begeistert Peter Fritsch nach wie vor, der lachend erzählt: „Ich könnte Bücher füllen, mit dem was ich erlebt habe“. 

Dann wird er ernst und ergänzt: „Die Arbeit von mir und dem ganzen Team erfordert vor allem viel Feingefühl. Die Leute müssen sich darauf verlassen können, dass wir ihre Schätze in Ehren halten und respektvoll mit dem Nachlass umgehen. Außerdem ist es uns egal, wie es in einem Haushalt aussieht, niemand muss sich schämen.“ 

Leider gebe es in seiner Branche aber auch schwarze Schafe, die die Leute über den Tisch ziehen würden,  bedauert Fritsch und nennt als Beispiel die Pelzankäufer, die in Zeitungsannoncen werben.  Denen gehe es aber weniger um Pelze,  für die es derzeitr keinen Markt gebe, sondern um Schmuck, der dann unter Wert angekauft werde.  Mit etwas Kreativität können manche Dinge, die nach Jahrzehnten in den hintersten Winkeln des Hauses auftauchen, ihren Glanz auch wieder in vorderster Reihe entfalten: Das gusseiserne Bügeleisen verschönert den Hobbyraum, die Schmelzkanne wird zur Vase umfunktioniert, die Zinkwanne dient als Pflanzgefäß und die Milchkanne verrichtet als Schirmständer ihren Dienst. So wird selbst das orangene Hörertelefon mit Wählscheibe zum kultigen Deko-Objekt, das bewundernde Blicke erntet.