Der Friedhof als Kraftwort


Der Friedhof ist nicht nur ein Ort des Erinnerns, er ist auch ein Kraftort. Foto Pixabay

Der Friedhof ist ein Ort der Erinnerung, der Ruhe und des Sich-Erinnerns an einen lieben Menschen. Er kann Menschen aber auch viel Kraft geben.

Der Friedhof hat vieles, was andere Bestattungsorte nicht haben: Ein Friedhof ist ein gewachsener Ort. Er dient als Ort der Bestattung, der Verstorbenen und der Lebenden, der Trauer und der Erinnerung. 

Wer durch das Tor zu einem Friedhof tritt, spürt sofort: Hier bin ich in einem geschützten Raum. Hier kann ich ICH sein, ganz und gar eins mit meinen Erinnerungen, meinem Gedenken und meiner Trauer. Der Friedhof ist der Ort, an dem man die Hektik des Alltags kurz vergessen kann und Zeit für Ruhe und Besinnung findet. Dieser Ort hat eine Aura, die den Besucher  sofort umfängt. Einen großen Anteil daran haben die vielen individuellen Grabstätten, in denen unsere Verstorbenen ruhen. Sie werden oft persönlich und liebevoll gestaltet. 

Das Grabmal ist die Visitenkarte dieses einmaligen, persönlichen Ortes. Name, Lebensdaten und Symbole geben ihm eine besondere Kraft. Das Innehalten am Grab gibt daher den Hinterbliebenen eine ganz besondere Energie, um Energie und neuen Mut zu schöpfen und innere Konflikte zu lösen, die der schmerzliche Verlust von geliebten Menschen mit sich bringt. Nicht umsonst werden daher die Gräber der Verstorbenen auf den Friedhöfen zu Kraft­­orten für die Menschen, die trauern und sich erinnern wollen.
An den bundesweiten Trauergedenktagen nutzen Menschen diese Orte ganz besonders. Der Besuch des Friedhofs und der Gräber ist für alle Generationen eine liebgewordene Tradition. Die Atmosphäre ist geprägt von der herbstlichen Natur, die Blätter verfärben sich und glühen bei milchigem Sonnenschein in unterschiedlichen Farben. 
Manchmal weht auch ein leichter Nebel um die Beine. Die Stimmung ist ruhig. Die Gräber sind festlich geschmückt und bezeugen, dass wir unseren Verstorbenen immer noch sehr nah sind. 

Die Grabmale sind geputzt und die Bepflanzung passt sich der Natur an. Oft brennen Kerzen und in der Dämmerung blitzen sie dann wie kleine Hoffnungsschimmer in allen Ecken des Friedhofs. Es lohnt sich, in dieser Zeit einen Spaziergang auf dem nahegelegenen Friedhof einzuplanen. Die Grabmale „sprechen“ zu den Besuchern und sind auch ein Spiegelbild unserer Heimatgeschichte. 

Geschaffen werden sie durch Steinmetze, die mit heimischem oder europäischem Naturstein handwerklichen Fähigkeiten, Ideen und Kreativität oftmals auch regionale Besonderheiten umsetzen. Im engen Austausch mit den Hinterbliebenen entstehen so kleine Meisterwerke für die Ewigkeit, die man betrachten kann und die Geschichten vom Leben erzählen. Die Symbolkraft spricht für die Individualität jedes Menschen.
Die Gedenktage haben zwar einen unterschiedlichen Hintergrund in der Entstehung, dienen aber dem gleichen Ziel: Sie sind Tage des Inne­haltens, des Gedenkens und der Trauer um Familienangehörige, Freunde und Bekannte. Und sie sind eine Gelegenheit, der Ortsgeschichte etwas näher zu kommen und mal wieder einen Spaziergang über den Friedhof zu machen.