Hörtests auf dem Prüfstand
Student Fabian Eberling hat die Zuverlässigkit von Hörtests untersucht. Foto: Hochschule Aalen
Damit ein Hörgerät optimal funktioniert, muss es individuell eingestellt werden. Ein Sprachtest überprüft den Nutzen des Geräts. Die Zuverlässigeit solcher Test hat ein Student von der Hochschule in Aalen untersucht.
Rund 3,7 Millionen Menschen in Deutschland tragen ein Hörgerät. Diese Zahl wird sich aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung weiter erhöhen. Damit das Hörgerät optimal funktioniert, muss es individuell auf den Anwender eingestellt werden. Der Nutzen eines Hörgeräts und damit der Versorgungserfolg wird mit einem Sprachtest überprüft. Das Ergebnis dieser Überprüfung entscheidet, ob die Krankenkasse die Versorgung bezuschusst.
Zu den am häufigsten genutzten Verfahren gehört der „Freiburger Einsilbertest“. Dabei wird mit und ohne Umgebungsgeräusch getestet, der Test ist jedoch nicht für das Störgeräusch, also alltägliche Hintergrundgeräusche, ausgelegt.
Fabian Eberling, Hörakustik-Student der Hochschule Aalen, hat ein Computerprogramm entworfen, das die Zuverlässigkeit der Ergebnisse mit Umgebungsgeräuschen überprüft.
Ein Hörgerät nimmt über ein Mikrofon Schall auf und wandelt diesen in ein elektrisches Signal um. Mittels eines kleinen Audioprozessors wird das Signal in einer Filterbank in einzelne Kanäle aufgeteilt, in denen Störgeräuschreduktion und Dynamikkompression getrennt voneinander verarbeitet werden. Anschließend wird das optimierte Signal wiederüber einen Hörer als Schallsignal ins Ohr abgegeben.
Eberling ist selbst Hörgeräteträger und kam dadurch mit dem Studiengang in Berührung. „Die Arbeit von Eberling ist für die Praxis äußerst wichtig, da nun mit Hilfe eines Programms relativ leicht ermittelt werden kann, wie gut ein Hörsystem Sprache auch bei Hintergrunderäuschen erkennt. Da das Verstehen von Sprache im Störgeräusch das häufigste Problem von Schwerhörigen ist, ist diese Arbeit ein wichtiger Schritt zur Analyse der Hörsystemfunktion“, sagt die betreuende Professorin Dr. Annette Limberger.
Die Störschallunterdrückung bei einem Hörgerät dient dazu, das Hören in einer geräuschvollen Umgebung zu erleichtern.
Das setzt voraus, dass das Hörgerät Störlärm und Sprache erkennt. Hier ist das Verhältnis von Störschall zu Nutzschall – auch als „Singal to Noise Ratio“ (SNR) bekannt – wichtig. Die Störschallunterdrückung ist in der Regel zuverlässig, benötigt jedoch eine gewisse Zeit, um zu reagieren und Stör- und Nutzschall voneinander zu trennen. Dies kann dazu führen, dass einsilbige Worte nicht vollständig vom Hörgerät erkannt und deshalb vom Hörgeräteträger nicht verstanden werden können.
Das von Eberling entwickelte Programm baut auf den Grundlagen einer vorangegangenen studentischen Arbeit der Hochschule Aalen auf, steuert die Messung und führt die Auswertung der Messergebnisse automatisch durch. „Die größte Herausforderung war die Abstimmung der vorhandenen Software zur entwickelten Software. Ich hoffe, dass die Ergebnisse eine neue Betrachung der etablierten Methode anstoßen, um so in Zukunft eine zuverlässigere Erfolgskontrolle für Hörgeräteträger zu ermöglichen“, sagt Eberling, der sich nach seinem Bachelorabschluss dem Masterstudium widmet und seine Zukunft im klinischen Bereich der Hörakustik sieht.
TIPP
Hörest im Internet
Die Fördergemeinschaft Gutes Hören bietet einen Online-Test an. Er ist einfach und dauert kaum drei Minuten. Im Selbsttest wird überprüft, wie gut wir Sprache verstehen, wenn sie von Störschall überlagert wird. www.fgh-info.de/hoertest/hoertest-online#c6008