Der Wohlstandsbauch setzt der Leber zu
Die Leber ist zwar das einzige Organ im Körper, das sich wieder regenerieren kann, doch sollte das kein Grund sein, sich nicht um das Organ zu kümmern. Denn schnell kann es für eine Heilung zu spät sein.
Weltweit stellen Lebererkrankungen eines der größten Gesundheitsprobleme dar und gehören zu den häufigsten Todesursachen. Allein in Deutschland gibt es mindestens fünf Millionen Leberkranke. Die Ursachen für Lebererkrankungen sind vielfältig: Häufigste Ursache für eine Leberentzündung ist die Fettleber durch Übergewicht, Diabetes mellitus oder Alkohol, gefolgt von Virusinfektionen.
Oft kann nur eine Lebertransplangtation Leben retten. Doch die Organspendezahlen sind 2022 gesunken und nur 40 Prozent der Deutschen hatten ihre Entscheidung in einem Organspendeausweis dokumentiert. In der Bevölkerung scheint das Thema Organspende grundsätzlich präsent zu sein: Bei den im März 2023 veröffentlichten Ergebnissen einer aktuellen Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gaben 84 Prozent der Befragten an, einer Organ- und Gewebespende eher positiv gegenüberzustehen. Doch gleichzeitig wünschten sich 44 Prozent mehr Informationen und nur 40 Prozent hatten im Jahr 2022 einen Organspendeausweis.
Auch der von der Stiftung Organtransplantation (DSO) für das Jahr 2022 gemeldete Rückgang der Organspendezahlen um 6,9 Prozent legt nahe, dass weiterhin Aufklärung und Sensibilisierung für das wichtige Thema Organspende notwendig sind. Nur so können die vielen Organspendebefürworter motiviert werden, ihre Spendenbereitschaft auch tatsächlich in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung zu dokumentieren.
Dass es bei der Organspende besonders für den Bereich Lebertransplantationen, kurz LTX, zukünftig noch große Herausforderungen geben wird, betont Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung: „Die Leber ist das zweithäufigste Transplantationsorgan. Eine gesunde Leber erfüllt viele lebenswichtige Aufgaben, die bislang von keiner medizinischen Apparatur über einen längeren Zeitraum übernommen werden können“.
Bis vor Kurzem war die chronische Hepatitis C einer der häufigsten Gründe für eine Lebertransplantation. Diese Erkrankung kann inzwischen jedoch bei fast allen Patienten in kurzer Zeit geheilt werden. Durch die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten ist der Bedarf an Lebertransplantationen aufgrund von Hepatitis C deutlich gesunken. Andererseits erwartet die Medizin eine neue Welle von Betroffenen, die eine Lebertransplantation benötigen: Rund ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland hat eine durch Fetteinlagerung vergrößerte Leber – und die Zahl nimmt stetig zu.
Prof. Manns weist in diesem Zusammenhang auf das wichtige Thema Ernährung hin: „Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist meist ein Wohlstandsproblem der westlichen Industrienationen. Zu den wesentlichen Ursachen zählt der moderne Lebensstil, der häufig durch zu wenig körperliche Aktivität und ein überreiches Nahrungsangebot – insbesondere Kohlenhydrate – geprägt ist. Das kann letztendlich zum so genannten Metabolischen Syndrom führen, einer Kombination von verschiedensten risikobehafteten Aspekten wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes, die am Ende auch auf die Leber einen sehr negativen Effekt hat.